„Dahomey“ auf der Berlinale: Viel Wut ist dort zu vernehmen (2024)

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5992919„Dahomey“ auf der Berlinale: Viel Wut ist dort zu vernehmen (1)„Dahomey“ auf der Berlinale: Viel Wut ist dort zu vernehmen (2)

In ihrem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag „Dahomey“ begleitet die französische Regisseurin Mati Diop die Restitution einer Königsstatue nach Benin.

Szene aus dem Film „Dahomey“ von der französischen Regisseurin Mati Diop Foto: Les Films du Bal – Fanta Sy

Eine schwarze Leinwand und eine dunkle Stimme aus dem Off, die fragt, warum man sie nicht bei ihrem richtigen Namen nenne. Die Stimme soll König Gezo gehören, Oberhaupt des einstigen Königreichs Dahomey (von 1818 bis 1858), das im heutigen Staat Benin liegt (nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Königreich Benin, das im heutigen Nigeria liegt und Heimat der Benin-Bronzen ist).

„Nummer 26“ nennt man ihn, den König, der eigentlich eine Holzstatue aus dem 19. Jahrhundert ist, hier im Pariser Musée Quai Branly. Die Dunkelheit, aus der er spricht, ist eine Transportkiste. Denn die Statue zu Ehren Gezos ist das letzte von 26 Kunstwerken, die Frankreich an das Herkunftsland Benin zurückgibt. Restitution nennt sich dieser Vorgang, der die Rückgabe von Kulturgütern an ihre ehemaligen Ursprungsorte beschreibt. Begrüßt wurde dieser äußerst symbolische Akt, den die französische Regisseurin Mati Diop in ihrem Berlinale Wettbewerbsbeitrag „Dahomey“ filmisch begleitet.

Begrüßt zumindest von europäischer Seite, wo der französische Präsident Emmanuel Macron als Vorreiter und gutes Beispiel gefeiert wurde. Etwas anders sehen es viele Menschen in Benin, diesen Eindruck vermittelt Diops knapp einstündiger Dokumentarfilm. Denn dort folgt man nicht nur den Objekten Gezos und Co. ins eigens für sie errichtete Museum nach Abomey, sondern verfolgt auch eine Debatte an der Universität vor Ort.

Viel Wut ist dort zu vernehmen: Einige kritisieren, dass von 7.000 Objekten nur diese 26 zurückgegeben wurden, nennen den Vorgang eine „Imagekampagne“ Macrons oder bezeichnen ihn als wichtig, aber auch beschämend, wie Diop in der Pressekonferenz nach der Premiere.

„Dahomey“, Regie Mati Diop, Frankreich, Senegal, Benin, 2024, 67 Minuten 25. 2., 21.30 Uhr Berlinale Palast

Nachvollziehen lässt sich das vor allem, wenn Stu­den­t*in­nen erzählen, was in über 150 Jahren Kolonialisierung noch alles verloren ging: Sprachen, Traditionen, Geschichte. Viele der von den Eu­ro­päe­r*in­nen angeeigneten Kulturgüter dienten nämlich der präkolonialen Historiografie. Sie zu entwenden, nahm auch die Möglichkeit, anhand ihrer die eigene Geschichte nachzuvollziehen.

In 67 Minuten ist das Thema der Restitutionsdebatten kaum einzufangen, so komplex wie es ist. Auch ist die Umsetzung ungewöhnlich, wirkt nicht ganz ausgereift. Zu wenig erfährt man über die Objekte an sich, ihre Bedeutung, ihren kulturellen Wert.

Die Grabesstimme Gezos, dessen Einwürfe aus der Feder des haitianischen Schriftstellers Makenzy Orcel stammen, bringt einen wichtigen Punkt ein, der eng mit der ­Kolonialgeschichte verwoben ist. Gezo sorgt sich um seine Rückkehr nach Benin, das ihm ob seiner Zwangsmigration fremd geworden sein könnte. Ein inter­es­santer Kniff, der durchaus mehr Erklärung bedurft hätte.

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Schwerpunkt Berlinale

  • Kultur
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  • 20. 2. 2024, 12:43 Uhr
Sophia ZessnikRedakteurin für Theater
  • Afrika
  • Restitution
  • Benin
  • Schwerpunkt Frankreich
  • Entkolonialisierung
  • Die Berlinale wird 706 Bilder
Sophia Zessnik

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      • Trolliver

        Dahomey hieß auch der Staat Benin nach der Kolonialzeit, ist in meinem ersten Schulatlas noch so verzeichnet. Erst 1975 nannte sich das Land um.

        Sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen, ist natürlich immens wichtig. Dahomey war ein absolutistisches Königreich, dessen König ebenso wie Henry XIV "L'État c'est moi!" hätte sagen können: ihm gehörte jeder Grashalm im Land und er ließ sich huldigen wie ein Gottkönig. Zur Geschichte gehört auch, dass Dahomey das Zentrum des Sklavenhandels war: die Könige ließen eigene Regimenter, vor allem Kriegerinnen, auf Sklavenjagd gehen, womit sie ihren relativen Reichtum begründeten, obwohl sie selbst Steuern an die benachbarten Oyo zahlen mussten. Gezo war dabei besonders geschickt und berüchtigt: gefangene Menschen bedeuteten ihm nicht viel. Wenn er sie nicht verkaufen konnte, ließ er sie bei Festspielen hinrichten.

        Es gibt einige Generationsverläufe, die von den Wäldern in Dahomey verschifft wurden, in Amerika schuften mussten (wenn sie überlebten), und die bzw. deren Nachfahren später in Liberia wieder einen eigenen Staat zugesprochen bekamen.

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